Bordeaux-Reise (9.-14. Juli 2017)

Zusammen mit Rico Herzig, seiner Esther und meiner Conny unternahmen wir im Juli 2017 eine Studienreise ins Weingebiet rund um Bordeaux. Wir wollten eine Vorstellung vom Weinbaugebiet erhalten und erfahren, was die dort so treiben, bzw. besser machen als der Rest der Welt. Die Firma VinVac mit Frau Catherine Erni bzw. Bordeaux excellence organisierte die Reise. Unsere Reiseroute im Bordelais
Reiseroute im Bordelais
A)Saint Emilion (10.7.) B)Néac (11.7.)
C)Saint-Christophe-des-Bardes (11.7.) D)Sauternes (11.7. - Hotel)
E)Langon (11.7. - Nachtessen) F)Bommes (12.7.)
G)Le Taillan-Médoc (12.7.) H)Pauillac (12.7.)
I)Saint-Julien-Beychevelle (13.7.) J)Saint-Estèphe (13.7.)
K)Pauillac (13.7.) L)Bordeaux (14.7.)

  1. Wir treffen uns am Sonntagaben in Brive la Gaillarde Am Sonntag, 9. Juli fuhren wir in zügiger Fahrt zu unserer selbst organisierten Übernachtung im Hotel Hôtel Kyriad Brive Ouest in Brive la Gaillarde. Zum Nachtessen gings in den Ort zum Café Lisa. Den Apéro nahmen wir unter den Sonnenschirmen im Freien während kurzem Platzregen und danach ein deftiges Nachtessen (Lamm, Kottelet, Risotto, Rindssteak) im Restaurant mit preiswertem, gutem Wein.
  2. Am Montagmorgen fuhren wir dann die verbleibenden 170km nach St. Emilion. Bereits die Anfahrt hat bestens geklappt. Blick über das alte Sädtchen Saint Emilion Nach einem kurzen Spaziergang durch den Ort setzten wir uns in ein Gartenrestaurant und beobachteten die Reiseleiterinnen vor dem Touristenbüro. Kurz vor 13:45h meldeten wir uns bei einer der Damen - es war auf Anhieb Fr. Hildegard. Mit ihr begaben wir uns auf den interessanten Fussmarsch durch die historischen Keller des Hl. Emil und durch die Stadt. Aktuell leben noch ca. 400 Einwohner in der Stadt. Eine sehr informative Führung.
    Danach fuhren wir zu unserer Unterkunft Château Franc Mayne. Nach dem Bezug der neu renovierten, grosszügigen Zimmer (es waren schon fast Apartments) mit riesigen Nasszellen, trafen wir unseren deutschsprachigen Führer, der uns den Produktionsbereich und die riesigen unterirdischen Keller zeigte. Leider war sein persönliches Engagement nicht überwältigend. Er wurde auch durch Anrufe auf seinem Handy abgelenkt. Ebenso dürftig war die Weinprobe.
    Im Restaurant La Terrasse Rouge, einem sehr schönen Gebäude mitten in den Weinbergen assen wir zu Abend. Die Bedienung, das Essen und die 2 Gläser Wein waren hervorragend. Leider wehte ein leichter Wind, sodass wir den Apéro nicht auf der riesigen Terrasse geniessen konnten.
  3. Nach dem Frühstück bzw. dem vorgängigen Bad von Rico im Natur-Pool im Château ging die Fahrt zum Rico und Bruno bei der Weinprobe im Château Siaurac Château Siaurac, Lalandes de Pomerol in Néac, ein sehr eindrückliches Weingut mit sehr guter Führung und Weinprobe durch eine junge begeisternde Dame. Vor der Weiterfahrt sahen wir noch das nahe gelegene Château Petrus an. Conny, Rico und Bruno beim Château Petrus Leider ist es so geheim, dass nicht einmal der Fahrer des Weinbergtraktors mit uns sprechen durfte - ein Mysterium! In dieser Gegend wird der Cuvées mit vorwiegend Merlot zusammengestellt.
    Am Nachmittag besichtigten wir das Château Tour Saint Christophe in Saint Christophe des Bardes, nachdem wir zuerst fälschlicherweise im Château Saint Christophe vorsprachen. Das neu renovierte Weingut liegt sehr schön oberhalb eines Talkessels. Die Führung war eher "schwach informativ", mit kaum haltbaren Aussagen (jung gesetzte Reben dürfen nicht gewässert werden?). Die Weinprobe im Freien war jedoch überzeugend und die junge Frau holte noch zwei edle Tropfen zum Probieren, mit einem Gerät "Coravin", das erlaubt, Wein ohne herausziehen des Zapfens aus der Flasche zu entnehmen. Im Weiteren wurde uns hier zum einzigen Mal auch Brot und sogar Käse, Nüsse und getrocknete Früchte bei der Degustation gereicht. In diesem Sinne waren die anderen Weinproben doch eher knapp und das Fehlen des Brotes würde in der Schweiz kaum je vorkommen.
    Die Weiterfahrt zum Relais du Château d’Arche, in Sauternes ging flott voran, wenn auch das Weingut mit Hilfe von Auto-Navigationssystemen eher schwierig zu finden ist. Die Unterkunft ist sehr freundlich geführt, die Zimmer riechen jedoch leicht muffig und sind renovationsbedürftig.
    Zum Abendessen fuhren wir im offenen Cabriolet ins Hôtel-Restaurant Claude Darroze nach Langon (1 Michelin-Stern). Conny, Bruno, Esther, Rico beim Apéro im Claude Darroze Als erste Gäste durften wir in den Gartenmöbeln unter riesigen Plantanen einen Sauternes-Weisswein geniessen. Die Bedienung war ausgesprochen freundlich und das Essen hervorragend. Der Rotwein zum Essen hatte reelle Preise; so tranken wir hier denn auch 1½ Flaschen. Zum Schluss konnten wir das Gebäck zum Kaffee nicht mehr essen, sodass der freundliche Keller es in eine Mitnahme-Box verpackte ("gourmand n'est pas une vilane faute"). Der Ort Longon ist recht hübsch, war jedoch am Mittwoch nach 23:30h ziemlich ausgestorben.
  4. Nach dem einfachen Frühstück ging die kurze Fahrt zum Château Rayne Vigneau in Sauternes, wo ausschliesslich Weissweine angebaut werden. Der Winzer Bruno neben den Weinfässern im Château Rayne Vigneau Die Führung im Rebberg war mittelmässig, der Weinkeller mit den schön bemalten Fassdauben zur Kennzeichnung der unterschiedlichen Fassinhalte jedoch äusserst attraktiv. Die Degustation war dann halt für Weissweintrinker (Rico und Esther).
    Die Weiterfahrt nach Le Taillan Médoc nahmen wir via Bordeaux in Angriff. Wir parkten gleich neben der Kathedrale. In einem kleinen Strassencafé assen wir Salate, "rôti camembert" und Eier mit Mayo. Leider fanden wir keinen Zugang zur Kathedrale trotz dreimaligem Umrunden. Die Weiterfahrt durch die vielen Baustellen im Norden war nicht ganz einfach und so traf ein Teil von uns (Rico&Esther) das einzige Mal mit Verspätung (10 Minuten) zur Führung im Château du Taillan in Haut Médoc ein. Dort wurden wir durch die Mitbesitzerin und Önologin des Gutes Mdme. Cruse (ehem. Westfalen) durch den Keller geführt - ein besonderes Glück, dass nur sie Deutsch spricht. Im alten Weinkeller des Château du Taillan lagern alte, edle Tropfen Das alte Château ist als eines der einzigen noch in Familienbesitz. Sie führte uns auch in den eigenen Weinkeller mit Weinen von 1955 mit gelösten Etiketten. Frau Cruse gab uns ehrliche Informationen zum Betrieb eines Cru Bourgeois mit den Risiken eines schwierigen Jahres (Frostschäden). Glücklicherweise wurde gerade Wein in Flaschen abgefüllt (externe fahrbare Maschine). Die Weinverkostung war entsprechend informativ.
    Rico, Esther und Bruno ruhen sich aus im alten Schlossgarten des Château du Taillan Danach setzten wir uns noch in den Park des Gutes und konnten eine Vorstellung von den nötigen Renovationsarbeiten am Schloss erahnen.
    Nun ging die Fahrt weiter zum Château Cordeillan Bages nach Pauillac. Bereits auf der Hinfahrt bekamen wir einen Eindruck der schönnen, weltbekannten Châteaus. Das Château Cordeillan Bages selbst ist auch ein sehr gepflegtes Haus, ganz neu renoviert. Die Zimmer waren sehr schön und auch ein grosser Pool stand uns zur Verfügung.
    Vor dem Nachtessen hatten wir noch ein wenig Zeit und fuhren beim beim Premier Grand Cru Classé: Château Margaux Bruno versucht sich bei den tiefhängenden Trauben die Pflege vorzustellen vorbei - ein eindrückliches Weingut. Hier waren die tiefhängenden Trauben an den Stöcken besonders auffällig. Auf der Rückfahrt zu unserem Château führen wir durch die Weinflächen, vorbei am ehrwürdigen Château Palmer. Das edle Château Palmer in den Weinflächen
    Vor dem Abendessen nahmen wir auf der Terrasse neben dem Weinberg den Apéro (Kir Royal mit kaum Champagner für Euro 22.-) und das Abendessen dann im schönen Restaurant. Die gereichten Speisen und Zwischengänge waren besonders schön angerichtet Der alte Rebstock mit essbaren Bättern und anderen Kleinigkeiten (alter Rebstock mit essbaren Blättern und Kleinigkeiten). Die ca. 100-seitige Weinkarte war jedoch sehr preislastig (günstigster Rotwein Euro 70.-) und für unsere Vorstellung übermässig teuer. Das Personal war überbestückt, freundlich und rechtfertigte die Preise teilweise. In Medoc und Pauillac werden die Cuvées mit Schwergewichtig Cabernet Sauvignon ausgebaut.
  5. Nach dem Frühstück ging die Fahrt ins Château Lagrange, in Saint-Julien-Beychevelle. Ein sehr schönes Weingut inmitten eines riesigen Parks. Der Park um das Château Lagrange Im Weinkeller waren die Fässer im Mittelteil rot gefärbt. Die Führerin erzählte, dass dies automatisch passiere, ein Weinabfüller sagte mir, dass sie mit einer Tusche so gefärbt werden. Das Schloss ist Quatrième Grand Cru Classé von 1855. Nach der Weinprobe und einem kurzen Spaziergang im Park (bei kurzen Regengüssen) fuhren wir an den Atlantik nach Carcan-Plages zum Blick von den Dünen ans Meer und einem kurzen Lunch (1 Pizza für 4). Die Rückfahrt nach Saint Estèphe und dem Château Lafon Rochet musste dann zügig vorangehen, sodass wir pünktlich zum Weingut kamen. Der Führer war sehr freundlich (gutes Englisch) und erklärte viele Details eines modernen Weinkellers. Die Weinprobe war gut und wir kauften auch Wein.
    Danach gings (ohne Esther) zur letzten Weinprobe ins Château Lafon Rochet in Pauillac. Dieses Weingut ist Deuxième Grand Cru Classé und gehört AXA-Winterthur mit 4 anderen Gütern in der Umgebung. IMG_4740k Im Château Lafon Rochet verucht man sich wieder in Holztanks Hier werden wieder mit Holztanks (seit 2015) Versuche unternommen. Wir erfuhren dabei auch wie selbstbewusst grosse Weingüter ihre Weine erstellen, verkaufen und auch in der Zukunft damit selbstverständlich rechnen. Das Weingut ist wirklich sehr schön, wenn auch die Überheblichkeit stark durchschimmert. Bereits vor der Abfüllung sind 50% des Weines verkauft und bis im Herbst werden üblicherweise 80% des Weines an die Händler in Bordeaux geliefert. Auch hier wurde auf die Kosten für ein neues Weinfass (Euro 500.- bis 800.-) hingewiesen, die zu 80% jährlich erneuert werden. Der Verkauf der gebrauchten Weinfässer wird mit ca. Euro 60.- benannt.
    Wie fast alle Weingüter ist auch dieses im Begriff auf biodynamische Weine umzustellen. Es scheint zumindest im Bordeaux ein Muss zu sein.
    Zum Abendessen gingen wir die 500m zu Fuss ins Café Lavinial. Ein einfaches Restaurant, das zum gleichen Besitz wie unser Château Cordeillan Bages gehört. Das Essen war auch hier sehr gut (Tomaten mit Mozzarella, Paëlla, …..) und preiswertem Wein. Auf dem Rückweg konnten wir die Baustelle des neuen Châteaus begutachten.
  6. Am 14. Juli fuhren wir zur Stadtführung nach Bordeaux, wo wir pünktlich um 10:30h Hildegard am Miroir d’eau trafen. Der Miroir d'eau in Bordeaux ist ein bliebter Flanierplatz Sie zeigte uns die wesentlichen Teile des alten Stadtkerns und ging auf all unsere Fragen und Wünsche freundlich ein. Sie schien auch gar kein Ende vorgesehen zu haben und hätte uns noch weitere Sehenswürdigkeiten der Stadt gezeigt. Ein sehr schönen Abschluss unsere Reise im Weingebiet. Mit unserer Reiseführerin Hildegard vor dem Monument aux Girondins
    Danach fuhren wir flott nach Limoges in unser selbstorganisiertes Hôtel Mercure Royal Limousin. Leider war vom Nationalfeiertag nichts zu spüren, das Feuerwerk war am Tag zuvor. So begnügten wir uns mit einem Spaziergang durch die Altstadt und nahmen unser Abendessen direkt beim Hotel auf der Terrasse im Café de la Republic ein. Das Essen schmeckte gut (Salat, Pizza, Kalbsschnitzel), der Wein war halt nicht mehr Bordeaux-Cru.
  7. Am Samstag ging die Fahrt von uns (Conny & Bruno) via Basel zügig nach Hause – ohne grossen Verkehr und mehrheitlich Autostrasse.
    Rico und Esther machten noch eine Fahrt im Cabrio via Bourg-en-Bresse und kehrten erst am Sonntag zurück.

Wir dürfen auf eine sehr schöne Reise ins Bordeaux zurückblicken. Das Wetter war mehrheitlich leicht bewölkt - perfektes Reisewetter. Die Reise von vin & vacances bzw. Bordeaux excellence war ausgezeichnet geplant mit sehr gutem Reiseführer (auf Papier) und gut abgeglichen. Alle Châteaus und Wein-Degustationen waren auf uns vorbereitet und wir wurden überall sehr freundlich empfangen. Die angeforderten Voucher waren nicht zwingend erforderlich, gaben uns aber vor der Reise die nötige Sicherheit. Als richtige Schweizer haben wir natürlich zwischendurch einen Preis-Check der Menüs und Übernachtungen gemacht und konnten feststellen, dass der bezahlte Preis (pro Person Fr. 1608.20) gerechtfertigt ist. Wir konnten auch feststellen, dass ohne diese Leistungen von Vinvac eine solche Reise kaum selbst zu organisieren und auch der Zugang zu den Weingütern nicht so leicht von zu Hause aus zu realisieren ist. Vielleicht gehört auf einer solchen Reise auch ein Besuch in einem Châteaux der Premier Grand Cru Classé mit dazu.